„40° Fieber“ – Forumtheater in der Jugendanstalt Raßnitz

Mai-Juli 2006
(mit Katrin Wolf, choreografische Mitarbeit: Heike Kuhlmann)

Auch die diesjährige TheaterDialog-Produktion in der Jugendanstalt Raßnitz im Auftrag von Miteinander e.V. drehte sich um Joe und seine Erfahrungen vor der Inhaftierung: „Joe hat Stress. Er hat sich mehrmals beim nächtlichen Sprühen erwischen lassen und hat jetzt ein Verfahren wegen Sachbeschädigung am Hals. Seine Mutter und sein Stiefvater fallen aus allen Wolken, als ein Brief vom Gericht eintrifft. Joe möchte mit ihnen darüber reden – gemeinsam mit einem Kumpel sucht er das Gespräch. Die Reaktion: lautstarke Ablehnung und Hausarrest. Zu einem Gespräch kommt es nicht. Szenenwechsel. Joe, inzwischen auf Bewährung verurteilt, ist auf der Straße unterwegs und trifft einen Freund. Der versucht ihn aufzuheitern. Er überredet ihn, für seine Crew bei einem Rap-Battle anzutreten. Während des Battles beleidigt ihn sein Gegner derart heftig, dass Joe abbrechen muss. Danach bekommt er den Zorn seiner enttäuschten Unterstützer zu spüren. Er hat das Gefühl, sein Gesicht verloren zu haben. Damit kann er nur schwer umgehen. Als sein Battle-Gegner vorbeikommt tickt er aus und schlägt ihn zusammen. Joe landet wegen Körperverletzung im Jugendstrafvollzug.“ (aus dem Artikel in der WFD-Beilage, s.u.) „40° Fieber“ handelt von Joes Stress in der Familie und mit Gleichaltrigen sowie von Situationen, in denen die Kommunikation aufhört und die Gewalt beginnt. Bei den Aufführungen vor anderen Gefangenen und vor einem Publikum von „draußen“ wurde eine Diskussion darüber angeregt, wie es auch anders hätte laufen können.  Gemeinsam mit dem Publikum wurden Veränderungsmöglichkeiten durchgespielt. Auch bei diesem Projekt arbeiteten Mitglieder der Aktionstheatergruppe mit sowie die Berliner Choreografin Heike Kuhlmann.

Ein kurzer Artikel zur TheaterDialog-Arbeit in Raßnitz findet sich in der taz-Beilage des Weltfriedensdiensts vom November 2006: Theater im emotionalen Mienenfeld