Unterwegs in Mexiko, Zentralamerika und Kolumbien

Februar/März 2005

Der Vertiefungskurs des InWEnt-Projekts „Creando una cultura de paz“ fand in den ersten beiden Märzwochen in Kolumbien statt. Hier trafen sich wieder alle Kursteilnehmenden aus Mexiko, El Salvador, Nicaragua, Guatemala, Honduras und Kolumbien, die sich schon im August und September in Berlin kennen gelernt hatten. Für die zwei Wochen in Bogotá und Medellin hatte das Team des Paulo-Freire-Instituts unter der Leitung von Ilse Schimpf-Herken ein Programm vorbereitet, das aus Besuchen bei Institutionen, Nichtregierungsorganisationen und sozialen Bewegungen und einem Kurs mit dem Schwerpunkt Konflikttransformation bestand. Theaterpädagogische Methoden kamen während mehrerer Kurstage zum Thema Schulmediation zum Einsatz (mit Virginia Alvear) sowie in gemeinsamer Workshoparbeit mit Ilse Schimpf-Herken zur Reflexion der individuellen Praxiserfahrungen der Teilnehmenden und mit Inge Remmert zum Thema Macht.

Zuvor besuchte ich mehrere Teilnehmende des InWEnt-Kurses an ihren Herkunfts- und Arbeitsorten in Mexiko, Zentralamerika und Kolumbien und führte Theaterworkshops und Fortbildungen für Jugendliche und Multiplikator_innen durch. Ziel war, die Kursteilnehmer_innen in der Anwendung von Ansätzen wie Bilder- und Forumtheater in ihren jeweiligen Arbeitskontexten zu stärken und mehr Menschen ein Kennenlernen dieser Form von theaterpädagogischer Arbeit zu ermöglichen. Die Reise begann mit einem Workshop für Schüler_innen aus einem Schulprojekt in der indigenen Gemeinde Guaquitepec im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas, veranstaltet vom Patronato Pro-Educación Mexicana. In ihren Forumtheaterszenen befaßten sich die Schüler_innen vor allem mit häuslicher Gewalt und Alkoholismus in den indigenen comunidades.

Im Anschluss organisierten zwei ehemalige Kursteilnehmer_innen vom Centro de Formación en Educación Popular (CEFEP) und der Coordinadora Interinstitucional de Promoción por los Derechos del Niño (CIPRODENI) in Guatemala einen Workshop für Multiplikator_innen aus unterschiedlichen pädagogischen und künstlerischen Bereichen. In zwei Forumtheaterszenen setzte sich die Gruppe mit Konflikten innerhalb ländlicher comunidades sowie mit der Problematik der Selbstjustiz auseinander.

In San Salvador schlossen sich ehemalige Kursteilnehmende aus dem Erziehungsministerium, dem Instituto de Derechos Humanos de la UCA (IDHUCA) und den Organisationen Centro de Paz (CEPAZ) und Pro-Búsqueda zusammen, um gemeinsam zwei eintägige Workshops mit Studierenden bzw. Jugendlichen aus den unterschiedlichen Organisationen sowie eine zweitägige Fortbildung für Multiplikator_innen anzubieten. In den eintägigen Workshops ging es um Bildertheater und um Politisches Aktionstheater, in dem Multiplikator_innenworkshop entstanden Forumtheaterszenen zu ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen in der textilverarbeitenden Industrie und deren Auswirkungen auf Familie und Schule sowie weitere Szenen zu HIV/AIDS und Geschlechterverhältnissen.

In Medellin veranstaltete das Paulo-Freire-Institut einen Forumtheaterworkshop mit Jugendlichen aus der Friedensbewegung Sembradores de la paz, den ich gemeinsam mit Juan Antonio Flores durchführte, einem mexikanischen Teilnehmer des InWEnt-Kurses. Das Ergebnis, ein Stück zum Thema familiäre Gewalt, wurde am letzten Tag des Vertiefungskurses vor der InWEnt-Gruppe aufgeführt.

Im Anschluss an den InWEnt-Vertiefungskurs in Bogotá und Medellin reisten wir (mit Ilse Schimpf-Herken und Nana Heidhues) in die Stadt Buenaventura an der Pazifikküste, um zwei Kursteilnehmende zu besuchen, die Lage vor Ort kennen zu lernen und zwei Tage lang mit Lehrer_innen zu arbeiten. Schließlich nahmen am letzten Workshop der Reise in Bogotá Psycholog_innen, Sozialarbeiter_innen und Anwält_innen von der Organisation Profamilia teil, die in ihren Forumtheaterszenen ihre Erfahrungen in der Sexualberatung mit Paaren reflektierten sowie den Umgang mit sexuellem Missbrauch in Familie und Nachbarschaft diskutierten.